Die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies

 

 

 

Von genau solchen Blumen gab es viele in der Landschaft des irdischen Paradieses, rot, so schön!

Die Mutter

 

Beurteilt man sie allein nach dem äußeren Anschein, ist unsere heutige Welt weiter als je zuvor von paradiesischen Zuständen entfernt.

Wir, die Menschen, haben uns die Erde `untertan gemacht´. Wir haben sie in mehr oder weniger große Areale zerteilt und uns Bruchstücke davon als unseren "Besitz" einverleibt, den wir militant gegen andere Menschen verteidigen, wenn wir ihn bedroht sehen. 

Wir haben die Natur und ihre Gesetze analysiert, erforscht und `berichtigt´, wenn es uns zweckdienlich erschien. Aber bisher sind nur wenige Menschen auf die Idee gekommen, sie durch die göttlichen Gesetze zu ersetzen. 

Doch was würde geschehen, wenn man die Menschen vom Planeten Erde entfernen würde? Wäre sie dann ein Paradies?

 

Beobachtet man, wie Pflanzen bei ihrem Kampf nach mehr Nährstoffen und Sonnenlicht andere Artgenossen regelrecht ersticken, scheint es in der Pflanzenwelt ausschließlich um Überleben und Wachstum zu gehen, ohne Rücksicht auf die Artverwandten. In der Tierwelt werden Lebensraum, Jagdrevier und Beute mit den Zähnen verteidigt, bis in den Tod. Auch hier gilt das Gesetz des Stärkeren.

Gleichzeitig scheinen die Ökosysteme, wenn der Mensch sich nicht einmischt, soweit im Gleichgewicht zu sein und ihre Bewohner fähig, in Symbiose nebeneinander zu existieren, ohne sich gegenseitig auszulöschen. Es gibt weder in der Pflanzenwelt, noch in der Tierwelt eine alles bestimmende Art, die getragen ist von einer unbegreiflichen Lebensfeindlichkeit, wie der Mensch. Leben und Tod sind natürlicher Wandlungsprozess, doch im Vordergrund steht, dass sich die Fülle des Lebens ständig neu gebiert und entfaltet.

 

Hat es also jemals ein Paradies gegeben, in das der Mensch sich harmonisch einfügte? Die Bibel sagt uns, ja. Aber weshalb wurde der Mensch daraus vertrieben? Haben wir etwas so Ungeheuerliches getan, dass sich manche Christen heute noch mit der Vorstellung dieser `Ursünde´ herumquälen? 

Die göttliche Mutter war auch in dieser Zeit der Erdgeschichte zugegen. Da ihre Schüler dieselben Fragen bewegten wie uns alle, kam auch das Thema des irdischen Paradieses zur Sprache. Ihren Erzählungen zu lauschen berührt eine innere Sehnsucht, die in vielen von uns schlummert. Sie machen Hoffnung und helfen, die gegenwärtige evolutionäre Krise besser zu überstehen.

 

 

Gab es das irdische paradies, wie es die BiBel beschreibt?

 

Vom historischen Standpunkt aus betrachtet, nicht psychologisch, sondern historisch gesehen, wenn ich auf den Grund meiner Erinnerungen zurückgehe, (ich kann es aber nicht beweisen, man kann nichts beweisen, und ich glaube nicht, dass es irgendeinen wirklich historischen Beweis gibt: Nichts blieb erhalten – jedenfalls wurde noch nichts gefunden), aber nach meiner Erinnerung ... (Mutter schließt die Augen, als verfolgte sie ihre Erinnerung, und spricht die ganze restliche Zeit mit geschlossenen Augen) ... In einer gewissen Epoche der irdischen Geschichte gab es sicherlich eine Art "irdisches Paradies" im Sinne eines vollkommen harmonischen und natürlichen Lebens, das heißt, die Manifestation des Geistes stand in Einklang – stand NOCH in völligem Einklang – mit dem aufsteigenden Gang der Natur, in völliger Harmonie, ohne irgendwelche Verfälschungen oder Deformationen. Dies war das erste Stadium des Geistes in der materiellen Form. ...
Ich weiß es, weil ich es erlebt habe: Als der Übergang vom Tier zum Menschen – ein sehr obskurer Übergang, von dem aber mehr oder weniger überzeugende Spuren gefunden wurden – hinreichend deutlich geworden war, fand eine Herabkunft statt, eine mentale Herabkunft der menschlichen Schöpfung. Es waren Wesen ... Es war eine doppelte Herabkunft, darin lag genau ihre Eigenart – männlich und weiblich – kein einzelnes Wesen, sondern zwei, die herabkamen. Jene Wesen lebten ein animalisches Leben in der Natur, aber mit einem mentalen Bewusstsein; sie standen jedoch in keinerlei Widerspruch zur allgemein herrschenden Harmonie. Alle Erinnerungen weisen ganz klar auf ein spontanes animalisches, völlig natürliches Leben in der Natur hin. Eine außerordentlich schöne Natur, merkwürdig ähnlich der Natur in Ceylon und in tropischen Ländern – Wasser, Bäume, Früchte, Blumen ...

Dieses spontane, natürliche und harmonische Leben – sehr harmonisch – war überaus schön, leicht und lichtvoll. Ein harmonischer Rhythmus in der Natur. Kurz, eine lichtvolle Animalität.

So fing es an.

Ich kann es immer noch sehen, das Bild hat sich fest ins Gedächtnis geprägt. Es hatte nichts zu tun mit mentaler Kultur und Entwicklung. Es war ein Aufblühen von Kraft und Schönheit in einem spontanen und NATÜRLICHEN Leben, wie das Leben der Tiere, aber mit der Vollkommenheit an Bewusstsein und Macht, die das, was wir heute haben, bei weitem übersteigt – einer Macht über die ganze umgebende Natur, über die tierische, pflanzliche und mineralische Natur, eine EINWIRKUNG auf die Materie, die den Menschen abgeht; die Menschen brauchen indirekte materielle Instrumente, dies hingegen wirkte direkt. Auch entsprang es nicht dem Denken oder der Vernunft, sondern es war spontan. (Mutter macht eine Geste, um die direkte Ausstrahlung des Willens auf die Materie anzudeuten.)

Jenes Leben war ein wirklich höheres Leben in einer natürlichen Umgebung von einer außerordentlichen Schönheit und Harmonie! Ich habe aber nicht den Eindruck, dass es – wie soll ich sagen? – etwas Bekanntes war. Und nichts deutete darauf hin, dass andere Wesen auf der Erde lebten, die man im Auge behalten oder denen man etwas `vormachen´musste, nichts davon, absolut keine Anzeichen eines mentalen Lebens, nichts. Ein Leben wie ... wie das einer schönen Pflanze oder eines schönen Tieres, aber mit einem innewohnenden, völlig spontanen und mühelosen Wissen der Dinge – ein müheloses, ganz und gar spontanes Leben. Ich habe nicht einmal den Eindruck, dass das Essen eine Rolle spielte. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Das Wesentliche aber war die Freude am Leben, an der Schönheit – es gab Blumen und Wasser, Bäume und Tiere, und alles war einem wohlgesinnt und spontan. Und vor allem keine Probleme, die zu lösen waren, nichts davon – man lebte!

Ganz gewiss ein unkompliziertes Leben.

Aber dies liegt weit, weit zurück in fernen Zeiten. Denn ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass zuvor eine Entwicklung stattgefunden hatte. Man war wie zufällig dort hingeraten, einfach, um sich zu ergötzen.

Es muss zu einer Zeit gewesen sein, bevor der erste Mensch auf Erden erschien. Nicht nachher, sondern vorher.

...

Ich habe eine Erinnerung an jenes Leben, denn ich durchlebte es noch einmal, als mir das Leben der ganzen Erde erstmals bewusst wurde. Ich kann aber nicht sagen, wie lange es dauerte oder wo es stattfand. Ich erinnere mich nur an die damaligen Zustände, das Seinsgefühl, an die materielle Natur und wie die menschliche Gestalt und das menschliche Bewusstsein beschaffen waren; auch an diese besondere Harmonie mit allen Elementen der Erde. Es bestand ein spontanes Wissen, wie die Dinge der Natur, die Eigenschaften der Pflanzen und Früchte und alles zusammen zu nutzen waren. Und keinerlei Aggression, keine Angst, keine Widersprüchlichkeiten oder Reibungen und vor allem KEINE Verfälschung. Der Geist war einfach, rein und leuchtend. ...

Aus gewissen Eindrücken – aber es ist wirklich nur ein Eindruck – scheint es, dass es entweder in der Nähe der Ceylon zugewandten Seite Indiens oder auf der anderen Seite war. Ich weiß nicht genau. (Mutter deutet mit den Armen Richtung Indischer Ozean, um einerseits den Westen Sri Lankas und Indiens und andererseits den Ozean zwischen Indien und Java zu bezeichnen.) Obwohl das Gebiet mit Sicherheit nicht mehr existiert, es muss vom Meer überflutet worden sein. Ich habe eine klare Schau der Stelle und ein Bewusstsein jenes Lebens und seiner Formen, ich kann aber keine präzisen, rein materiellen Details angeben.  ...

Um die Wahrheit zu sagen, als ich diese Zeit wieder durchlebte, war ich nicht neugierig auf die Details – man befindet sich in einem anderen Geisteszustand, in dem man sich nicht für die materiellen Details interessiert; alle Dinge verwandeln sich in psychologische [seelische] Fakten. Die Formen waren menschlicher Natur. Ich kann aber nicht sagen, dass ich mich erinnere, ob ... wenn ich zum Beispiel gefragt würde, ob die Wesen Nägel an ihren Fingerspitzen aufwiesen oder nicht, wüsste ich es nicht! Es war alles sehr geschmeidig und lichtvoll. Auf jeden Fall ähnelten die Formen der menschlichen. Es war aber ... etwas so Einfaches, Leuchtendes, Harmonisches, weit entfernt von all unserer üblichen Beschäftigung mit Raum und Zeit. ...

 

Eine ähnliche Erinnerung kam mir recht oft unter verschiedenen Umständen – nicht genau dieselbe Szene und dieselben Bilder, nein, das nicht. Es war nämlich nicht etwas, das ich sah, sondern ein LEBEN, das ich lebte. Während einer gewissen Zeit entdeckte ich tags oder nachts in einem speziellen Trancezustand wieder ein Leben, das ich gelebt hatte. Ich war mir dabei voll bewusst, dass dieses Leben die Blüte der menschlichen Form auf Erden darstellte – die ersten menschlichen Formen, die in der Lage waren, das göttliche Wesen von oben zu inkarnieren. Es war das erste Mal, dass ich mich in einer besonderen irdischen Form, einer individuellen Form, verkörpern konnte, das heißt, die Verbindung zwischen dem höheren Wesen und dem niedrigeren Wesen wurde durch die Mentalisierung dieser materiellen Substanz erstmals hergestellt. Ich erlebte das mehrere Male, immer in einem ähnlichen Rahmen und stets begleitet vom dem fast identischen Gefühl einer SOLCH freudigen Einfachheit, ohne Komplexität, ohne Probleme, ohne all diese Fragen. Es gab nichts davon, absolut nichts! Es war das Aufblühen einer Lebensfreude – nichts als das – in einer universalen Liebe und Harmonie; Blumen, Mineralien, Tiere, alles verstand sich vollkommen miteinander.

 

Wie lange dauerte das an? – Schwer zu sagen. Aber für den Menschen war das ein Leben, das einem Aufblühen des Tierlebens glich. Meine Erinnerung ist die eines Lebens, in dem der Körper vollkommen an seine natürliche Umgebung angepasst ist, das Klima an die Bedürfnisse des Körpers und der Körper an die Anforderungen des Klimas. Das Leben war vollkommen spontan und natürlich, wie es ein leuchtenderes und bewussteres Tierleben wäre; aber es hatte absolut nichts von den Komplikationen und Entstellungen, die das Mental in seiner späteren Entwicklung brachte.

 

 

 

Die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies

 

 

 Das Tier, bevor es korrumpiert wird, hat noch nicht vom Baum des Wissens von Gut und Böse gegessen; der Gott ließ ihn stehen und zog den Baum des ewigen Lebens vor; der Mensch steht zwischen dem höheren Himmel und der tieferen Natur.

 

Sri Aurobindo

 

 

In seinen Ausführungen "Das Rätsel dieser Welt" sprach Sri Aurobindo von einem `Unfall´. Es ist schwierig, dem menschlichen Verstand die Sicht des höchsten Göttlichen zu erklären, wenn sie die unseres Verstands bei weitem übersteigt. Vor allem, wenn man den weiten Spannungsbogen unserer nicht erinnerten Evolution durch Raum und Zeit dabei außer Acht lässt, der sich momentan beschleunigt einer höheren Verwirklichung entgegen neigt, die uns ebenso verborgen ist.

Um es vorneweg zu nehmen: Ohne diesen Sturz aus dem Paradies und all den verheerenden Folgeerscheinungen, deren letzte Schärfe und Höhepunkt wir heute als Menschheit leidvoll durchleben, wäre die zukünftige Vervollkommnung wohl nicht möglich:

 

ALL die Komplikationen, all die Entstellungen begannen sicherlich mit dem Fortschreiten der Evolution, während des Voranschreitens der Evolution, als der Geist begann, sich abgetrennt und um seiner selbst willen zu entwickeln. So gesehen enthält die biblische Schöpfungsgeschichte, die so kindisch erscheint, eine tiefe Wahrheit. Die alten Traditionen wie die der Genesis waren den Veden insofern ähnlich, als jeder einzelne Buchstabe symbolisch für ein bestimmtes Wissen stand; es handelte sich um eine bildhafte Zusammenfassung eines überlieferten Wissens, so wie der Veda eine bildhafte Zusammenfassung des Wissens seiner Zeit ist. Aber darüber hinaus wies sogar das Symbol selbst eine Realität auf, da es tatsächlich eine Periode gab, als das Leben auf der Erde – die erste Manifestation mentalisierter Materie in menschlicher Form – sich in vollkommener Harmonie mit all dem befand, was ihm vorausging. ...

 

Erst lange danach begannen die Dinge schiefzugehen, lange danach – aber das ist nur ein persönlicher Eindruck. Vermutlich, weil für die allgemeine Evolution bestimmte mentale Kristallisationen erforderlich waren, damit sich der Geist vorbereiten konnte, sich auf etwas anderes hinzubewegen. Dies war der Zeitpunkt, als ... ach, es scheint einem wie ein Sturz in den Höllenschlund, in Hässlichkeit und Finsternis! Alles wurde so dunkel, hässlich, schwierig und schmerzvoll. Wirklich ... wirklich das Gefühl eines Absturzes, eines brutalen Absturzes, oh! (Mutter lässt ihren Arm rasch nach unten fallen, um einen schnellen Sturz anzudeuten.)

Für die Erde geschah es vermutlich so, schlagartig; eine Art Aufstieg, gefolgt von einem Fall. Die Erde ist allerdings nur eine winzige Konzentration. Universal gesehen ist es etwas anderes.

 

Was hat es nun mit der biblischen Auslegung von der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies auf sich? Die Mutter griff bei ihren weiteren Ausführungen auf das okkulte Wissen Max Théons zurück, der ebenso der Meinung war, der Mensch sei als vollkommenes Wesen geboren worden, sei dann aber gestürzt: 

 

Als das Wesen, das feindliche Wesen, den Status des Höchsten Herrn der irdischen Verwirklichung gegenüber beanspruchte, ging es ihm gegen den Strich, dass die Menschheit sich mental weiterentwickle. Es befürchtete, sie könne dadurch ein Wissen erlangen, das sie in die Lage versetzen würde, ihm nicht mehr zu gehorchen! ...

Théon sagte mir immer, die richtige Interpretation der biblischen Geschichte vom Paradies und der Schlange sei die, dass der Mensch durch die Entwicklung seines Mentals vom Zustand einer animalischen Göttlichkeit zu dem einer bewussten Göttlichkeit gelangen wollte. Dies ist die symbolische Bedeutung der biblischen Aussage: `Sie aßen vom Baum der Erkenntnis´.

Der Baum der Erkenntnis symbolisiert diese Art Wissen – kein göttliches Wissen mehr, verstehst du, sondern das materielle Wissen, das aus dem Gefühl der Trennung resultierte und alles verdarb. Dies war auch Sri Aurobindos Auffassung. Er pflegte mir dasselbe zu sagen, nämlich dass die evolutionäre Kraft des Mentals den Menschen das Wissen, und damit die Erkenntnis der Trennung, eröffnet habe. Es ist übrigens eine Tatsache, dass der Mensch mit dem Empfinden von Gut und Böse sich seiner selbst bewusst wurde. Natürlich verdarb dies alles, und er konnte nicht bleiben; es war sein eigenes Bewusstsein, das ihn aus dem Paradies vertrieb.

 

 

Das Symbol der Schlange

 

Nach Ansicht mancher Christen ist sie der Geist des Bösen, und vielleicht hat der Gedanke der "Erbsünde" mangels besseren Wissens dazu beigetragen, dass viele Menschen Schlangen nicht mögen oder gar fürchten. Doch sie stellte in der Geschichte des `Sündenfalls´ die Schwingung der Evolution dar. Physisch verkörpere sie, so die Mutter, eine ungeheure Konzentration an Vitalität, Energie, eine vorwärtsschreitende Energie, eine Energie der Bewegung.

Théon sprach von einer in den Farben des Regenbogens schillernden Schlange, da sie als Symbol der Evolution alle Farben des Prismas trage.

 

 

Nach Théon verkörperte sie überhaupt nicht den Geist des Bösen, sondern die Evolutionsmacht, die Kraft und die Macht der Evolution. Und natürlich war es diese Evolutionsmacht, die sie [die Menschen] veranlasste, von den Früchten der Erkenntnis zu kosten. ... Dadurch eröffnete sich der Mensch die Möglichkeit, kraft der Evolution seines Bewusstseins gottähnlich zu werden. Dies war es, was ihn aus dem Paradies vertrieb.

 

Für Théon war die Schlange keineswegs Satan, sondern das Symbol der Evolution, und Mutter bestätigte, dass er völlig auf der Seite der Evolution stand: die Evolution als spiralförmige Entwicklung. Allerdings befand sich das Paradies unter der Herrschaft Jehovas, des großen Asuras, der beanspruchte, der einzige Gott zu sein. Auch für Théon gab es keinen einen und einzigen Gott, sondern lediglich das, was er als das undenkbare Formlose bezeichnete, was wohl auf seine jüdische Abstammung zurückzuführen war.

 

All diese Geschichten und Überlieferungen haben in erster Linie einen symbolischen Gehalt, der je nach Epoche und derer, die sie deuteten, variierte und entsprechend genutzt wurde.

Wer kann heute mit Bestimmtheit sagen: "Es war so und nicht anders!"  ...? Und hätte der Sturz aus dem Paradies vermieden werden können, eine Meinung, die Max Théon vertrat? Wir wissen es nicht. Und haben wir erst die nächste Stufe der Evolution verwirklicht, wird es uns dann noch interessieren? 

Bis dahin ziehe ich es vor, Sri Aurobindos und Mutters Sicht der Dinge zu teilen und ihren Pfaden zu folgen, denn ich wurde schon vor Jahren von ihrer Wahrheit angezogen, die sich seither Schritt für Schritt enthüllt. Das enthebt mich zusätzlich der Versuchung, mich wie einst der französische Autor Maurice Magre mit der Frage zu quälen, warum die göttliche Ordnung nicht von Anfang an Alles `in der Freude eingerichtet hat´:

 

Im Grunde haben sie die Erde verdorben. Sie haben die Atmosphäre verdorben, alles verdorben! Und damit es wieder so etwas wird [wie das irdische Paradies], erfordert es, ooh, einen weiten Weg! Vor allem einen psychologischen [seelischen] Weg. Aber sogar die Struktur der Materie (Mutter fühlt die Luft), mit ihren Bomben und Versuchen und ... oh, sie haben ein Schlamassel daraus gemacht! ... Sie haben wirklich ein Schlamassel aus der Materie gemacht.
Wahrscheinlich – nein: nicht wahrscheinlich, es ist vollkommen gewiss, dass es notwendig war, um sie zu bearbeiten, durchzurühren, vorzubereiten, damit sie fähig wird, das aufzunehmen, das Neue, was noch nicht manifestiert ist.
Sie war sehr einfach und sehr harmonisch und sehr leuchtend – aber nicht komplex genug. Und diese Komplexität verdarb alles, aber ... sie wird eine UNENDLICH bewusstere Verwirklichung bewirken – unendlich bewusster. Wenn dann die Erde wieder so harmonisch, so leuchtend, so rein wird – einfach, rein, rein göttlich –, mit dieser Komplexität, dann kann wirklich etwas damit angefangen werden.

 

 

 

Existiert irgendwo auf der Erde noch ein Paradies, ähnlich dem in der Bibel beschriebenen?

 

Die Erinnerung unserer Seele umfasst die gesamte Evolution, auch, wenn sie bei Eintritt in eine neue Inkarnation in den Schleier des Vergessens gehüllt wird. Viele Mythen und Spekulationen ranken sich um untergegangene Paradiese und Hochzivilisationen, die durch geheime Portale zu erreichen seien, wie zum Beispiel das sagenumwobene Atlantis oder Shangri-La, was sich in Literatur und Filmindustrie niederschlug. Liegt in diesen Mythen ein tieferer Wahrheitsgehalt?

 

Die Erinnerung an diese Zeit blieb irgendwo im irdischen Gedächtnis erhalten, in diesem Bereich, wo sich die Erinnerungen der Erde einprägen, und jene, die fähig sind, damit in Verbindung zu treten, können behaupten, das irdische Paradies existiere noch irgendwo.* Aber es existiert nicht materiell. ... Ich weiß nicht, ich sehe es nicht.

 

* Anm. d. Verfassers: Das ist der Ursprung all dieser Legenden wie die von Shangri-la. Aber meistens verwechseln diese "Seher" zwei Wirklichkeitsebenen und schreiben ihren SUBTILEN Visionen eine physische Wirklichkeit zu, die sie nicht haben oder nicht mehr haben: Sie traten lediglich mit der Erinnerung eines Ortes in Verbindung. Denn die Orte haben wie die Wesen ein Gedächtnis.

 

 

Paradiesähnliche und sogenannte Hochzivilisationen kamen und gingen. Zwar ist es mit Blick auf die Neuzeit verständlich, sehnsuchtsvoll in eine vermeintlich bessere Vergangenheit zu schielen, um dort wieder anzuknüpfen, aber woran genau? Alle nötigen Erinnerungen, um eine paradiesische Zukunft zu kreieren, haben sich seit Anbeginn der Zeit im Erfahrungsschatz unserer Seele angesammelt. Nicht zuletzt dafür haben wir uns einst auf den Weg gemacht. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als Ihr die gottgegebene uneingeschränkte Souveränität zurückzugeben, indem wir mit Freude all das dem Göttlichen zur Transformation anbieten, was ihre freie Entfaltung behindert und uns von diesem Wissen trennt.

Dann laufen wir nicht mehr Gefahr, alte Fehler zu wiederholen, sondern werden in eine andere, eine neue und in eine bessere Zukunft voranschreiten. 

 

 

 

Das Menschengeschlecht macht immer dann die größten Fortschritte, wenn es sich der Natur gegenüber in seinem Wert, seiner Freiheit und Allheitlichkeit am stärksten behauptet.

 

Der Tiermensch ist der dunkle Ausgangspunkt, der gegenwärtige natürliche Mensch das verschiedenartige und verwickelte Zwischenergebnis, der übernatürliche Mensch aber das leuchtende und transzendente Ziel unserer Menschenreise. 

 

Sri Aurobindo

 

 

Der Mensch erlangt sein volles Vermögen, voranzuschreiten, wenn er sich nicht mehr an die Natur gebunden und durch ihre Gesetze begrenzt fühlt.

Die Natur ist nur ein beschränkter Ausdruck des Göttlichen, während der Mensch dazu geschaffen ist, bewusster Ausdruck des Göttlichen zu werden, mit allem, was dies an Möglichkeiten der Macht und des Lichtes mit sich bringt.

 

 

 Ein wahres, aufrichtiges, spontanes Leben wie in der supramentalen Welt ist ein Hervorquellen der Dinge durch den Einfluss des bewussten Willens, eine Macht über die Substanz, die bewirkt, dass diese Substanz sich dem angleicht, was wir entscheiden. Wer die Macht und das Wissen hat, kann erlangen, was er will, während der, der sie nicht hat, kein künstliches Mittel besitzt, um sich zu beschaffen, was er wünscht. ...

Als ich euch zu einer Reise ins Unbekannte einlud, zu einer Abenteuerreise, wusste ich nicht, wie wahr ich sprach, und denen, die bereit sind, das Abenteuer zu wagen, kann ich versprechen, dass sie äußerst interessante Entdeckungen machen werden.

 

Die Mutter

 

 

 

 

 

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