Liebe – die stärkste Macht im Universum und Triebfeder der Evolution

Diese Jagd aller Geschöpfe nach der Liebe, dieser unwiderstehliche Drang, dies Trachten des Herzens der Welt und aller Herzen, das alles kommt vom Antrieb der Göttlichen Liebe hinter der menschlichen Sehnsucht und dem menschlichen Suchen. Sie ergreift Millionen Instrumente, versucht es immer wieder und wird immer wieder enttäuscht; doch durch diese ständige Berührung werden die Instrumente vorbereitet, und eines Tages wird in ihnen die Fähigkeit zur Selbsthingabe erwachen, die Fähigkeit zu lieben ...

 

Die Mutter

 


Die unstillbare Sehnsucht

 In dem schon erwähnten Forschungsbericht "Der Wiederverkörperungsweg eines Menschen durch die Jahrtausende" zum Thema Reinkarnation wurde die Versuchsperson Peter (Philosoph und Indologe) in tiefer Hypnose durch sämtliche Verkörperungen rückgeführt, bis hin zum Eintritt in das Sein. Viele der gemachten Aussagen sind von einer berührenden Tiefe und decken sich mit denen von Sri Aurobindo und Mutter, weshalb hier darauf zurückgegriffen wird. 

 

Im nachfolgenden Ausschnitt beantwortete P. philosophische Fragen zur Evolution unseres Seins und dem Antrieb dahinter. Auch er erwähnte jene diffuse Sehnsucht nach etwas, was uns im Leben fehlt und was uns letztlich in unserer Entwicklung vorantreibt.

Auf einem spirituellen Pfad kommt man damit sehr stark in Fühlung, denn diese Liebe wird uns immer wieder in kurzen Gipfelerlebnissen geschenkt. Wenn das geschieht, ist es wie ein Erinnern an etwas Vertrautes, eine verloren gegangene Geborgenheit und Glückseligkeit, neben der jede Errungenschaft des äußeren Lebens verblasst und uns nicht mehr genügt.

Sehr oft erfahren wir diese Gnade zu Beginn unserer spirituellen Praxis. Als Bestärkung, voranzuschreiten. Vielleicht auch als Zusage, dass unserer baldigen göttlichen Verwirklichung als angestrebtes Ziel nichts mehr im Weg steht, wenn wir ihn beharrlich und in aufrichtiger Hingabe weitergehen.  

 

"Da ist immer so ein wehmütiger Zug drin bei mir, oder so ein gewisses Sehnen nach was. Schon in Pflanzen, das ist unheimlich, obwohl das ganz passiv ist. Das ist wie ein Sehnen und Seufzen – immer wieder neue Formen und Dinge entstehen – wie ein Sehnen nach sich selbst. ...

Es ist irgendwie ein Liebe-Suchen, ein Suchen, ein Suchen, eines Tages geliebt zu werden. – Es ist noch unheimlich fern, und trotzdem, das Sehnen bezieht sich auf Liebe. Denn ich glaube, Liebe muss die Essenz sein, nach der gesucht wird, das Innerste – das Innerste (ergriffen, wehmütig atmend), nach dem Alle suchen. Das ist, wie wenn man die Liebe, die im innersten Kern des Selbst liegt, wie ein Samenkorn so verwirklicht, dass man sie empfängt. ...

Es ist wie ein Keim, der nicht von der erschaffenen Welt ist, der diese Sehnsucht produziert. Und es ist die Sehnsucht, die wiederum durch die Kraft meines Geistes das alles erschafft. Das ist, wie wenn ein Mensch von Sehnsucht gepeitscht wird und alle Länder durchreist, um es zu suchen; und er reist und forscht – und so ist dieser Keim der Druck, der einen in diese Vielheit treibt. ...

Das ist, wie zu werden, was man schon immer ist. Und bevor man das nicht wird, habe ich immer das Gefühl – wenn ich nach meinem Inneren frage - dieser Wehmut (sehr bewegt).  ...

Die Welt und die Entwicklung ist der Boden, in dem der Keim gesät wird – und in dem man zuerst verfaulen muss. Man muss fast sterben an der Sehnsucht und Einsamkeit ..."

(a.a.O., S. 228 ff)

 

Beginnt man einzutauchen in die spirituelle Arbeit, tritt die gefühlte Nähe zum Göttliche mehr und mehr in den Hintergrund, sobald die Arbeit in der Materie beginnt. Man wird im heißen Schmelztiegel der Läuterungen geknetet und geschmiedet, immer und immer wieder. Und nur die Aussicht, diese süße Liebe am Ende wiederzufinden, zu erfahren, dass zusätzlich die Körperzellen diesen süßen Nektar trinken, lässt einen die psychischen und physischen Herausforderungen überstehen. 

Es sind die alten Gesetze, die einen fortwährend nach hinten ziehen und Widerstand leisten. In diesem Yoga spürt man diese Zerrissenheit vor allem psychisch, wenn genau dieser Bann durch die Hitze des Agni gelöst wird, der sich über das Bewusstsein der Körperzellen gelegt hatte. Alles scheint sich in einem zu erheben und zu schreien "Nein, das ist nicht möglich, es führt zur Zerstörung!" 

Es war Mutter, die dem Gesetz des Todes widersprach: "Ich KOMME, UM Das Gesetz zu ändern." Es war Savitri, die sich ruhig dem Tod entgegenstellte: "Mein Gott kann das Gesetz ändern. Und mein Gott ist ein Gott der Liebe und der Güte."

 

Es ist die Göttliche Liebe, das einzige, was die alten Gesetze bezwingen kann. Wenn sie sich in ihrer vollen Reinheit manifestiert hat, wird alles nachgeben und es wird vollbracht sein. Sie ist von allen Kräften die stärkste und hat die Macht, die gegnerischen Kräfte zu besiegen.

"Nur ... um die Welt zu verändern, muss sie sich in all ihrer Fülle hier manifestieren", sagte Mutter. Und hier berührt man das Problem der Zeit, denn Sri Aurobindo schrieb: "Wenn die göttliche Liebe sich jetzt in all ihrer Fülle, in ihrer Gesamtheit manifestierte, gäbe es keinen einzigen materiellen Organismus, der nicht bersten würde."  Die Transformation, bzw. die supramentale Kraft, muss sich an der Zerbrechlichkeit der Geschöpfe orientieren und diese Zellverband für Zellverband aufbrechen und transformieren:

 

"Deshalb müssen wir lernen, weiter zu werden, weiter, weiter, nicht nur das innere Bewusstsein (dort ist es relativ leicht – jedenfalls machbar), sondern sogar dieses Zellengebilde. Diese Erfahrung machte ich selber; man muss fähig sein, diese Art Kristallisierung zu weiten, wenn man die Kraft aufnehmen können will.  Ich weiß es. Zwei- oder dreimal hatte ich oben [in Mutters Zimmer] den Eindruck, der Körper würde bersten. Ich erreichte wirklich fast den Punkt, wo ich sagte: "Lass ihn bersten, damit es vorbei ist." Doch jedesmal griff Sri Aurobindo ein; alle drei Male griff er in fühlbarer, konkreter Weise ein, und ... er traf alle Vorkehrungen, dass ich gezwungen wurde, zu warten.

Dann vergehen Wochen, manchmal Monate, zwischen einem Ereignis und dem nächsten, um die Elastizität in diesen idiotischen Zellen zu erreichen.

Wir vergeuden Zeit, viel Zeit. Wir sind ... Oh! Starr! (Mutter klopft auf ihren Körper) Hart wie Stein."

 

 

 

Die großen Pulsationen der Liebe

Am 13. April 1962 beschrieb Mutter eine ihrer wundervollsten Erfahrungen auf dem Weg ihrer eigenen Transformation:

 

"Plötzlich in der Nacht erwachte ich mit dem vollen Bewusstsein dessen, was wir den "Yoga der Welt" nennen könnten. Die Höchste Liebe manifestierte sich durch große Pulsationen, und jede Pulsation trieb die Welt in ihrer Manifestation voran. Es waren die ungeheuren Pulsationen der ewigen, gewaltigen Liebe, Liebe allein: Jede einzelne Pulsation der Liebe trug das Universum weiter in seiner Manifestation.

Und die Gewissheit, dass das, was getan werden muss, vollbracht ist und die Supramentale Manifestation verwirklicht ist.

Alles war persönlich, nichts war individuell.

Dies ging immer weiter und weiter und weiter ...

Die Gewissheit, dass das, was getan werden muss, VOLLBRACHT ist.

Alle Folgen der Falschheit waren verschwunden: Der Tod war eine Illusion, die Krankheit war eine Illusion, die Unwissenheit war eine Illusion – etwas, das keine Wirklichkeit hatte, keine Existenz ... Nur Liebe und Liebe und Liebe und Liebe – unermesslich, riesig, gewaltig, alles mit sich forttragend.

Und wie, wie nur soll es sich in der Welt ausdrücken? Es war wie ein Ding der Unmöglichkeit, wegen des Widerspruchs ... Aber dann kam es: "Du hast es auf Dich genommen, dass diese Welt die Supramentale Wahrheit kennen soll ... und sie wird total, als Ganzes ausgedrückt werden." Ja, ja ...

Und die Sache ist VOLLBRACHT.

(langes Schweigen)

 

Das individuelle Bewusstsein stellte sich wieder ein, lediglich das Gefühl einer Begrenzung, einer Begrenzung des Schmerzes. Ohne das gibt es kein Individuum. 

[Ab hier sprach Mutter auf französisch weiter]

Und wir machen uns wieder auf den Weg, des Sieges gewiss.

Die Himmel sind voll der Siegesgesänge!

Allein die Wahrheit existiert; sie allein wird sich manifestieren. Voran! ... Voran!

Gloire à Toi, Seigneur, Triomphateur suprême! [Ruhm sei Dir, Herr, erhabener Triumphierer!]

(Schweigen)

 

Jetzt an die Arbeit!

Geduld ... Durchhaltevermögen ... vollkommener Gleichmut und absoluter Glaube.

(Schweigen)

Im Vergleich zur Erfahrung ist alles, was ich sage, nichts, nichts, nichts als Worte.

Unser Bewusstsein ist dasselbe, absolut dasselbe wie das des Herrn. Es gab keinen Unterschied, überhaupt keinen Unterschied ...

Wir sind Das, wir sind Das, wir sind Das.

(Schweigen)

 

Später werde ich mehr dazu sagen können. Das Werkzeug ist noch nicht bereit.

Dies ist erst der Anfang."

 

 

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