Ein Leben in Hingabe an das Göttliche

 

 

 

Liebende Hingabe ist der Schlüssel, der das Tor zur Befreiung öffnet. 

 

Die Mutter

 

Sitzen gläubige Menschen, die in der vollkommenen Hingabe an das Göttliche leben, stundenlang im Schneidersitz und meditieren?

Beschränken sich die Aktionen auf das Sprechen und Singen von Mantras oder das Studieren von und das Philosophieren über Texte der göttlichen Mystiker und Weisen?

Ein Leben, entrückt in höhere Sphären und  fernab der alltäglichen Wirklichkeit? 

 

 

"Alles Leben ist Yoga."

 

In diesem kurzen Satz fasste Sri Aurobindo die Grundlage des Integralen Yoga zusammen. Alles ist Göttliches Bewusstsein, Gott im Werden. Alles, was wir denken und tun, was wir waren und sind, ist Gott in Aktion. Ebenso der Atheist, der Gott leugnet und mit sich selbst Verstecken spielt.

Wählen wir den Königsweg, lassen wir uns in vollkommener Hingabe von Ihm bewegen im Sinne von "Was du willst, Herr." Das erfordert eine beständige Konzentration: Auf das spirituelle Herzzentrum oder den Bereich "über" uns, die höheren mentalen Regionen. Von dort kommen die Impulse, zur rechten Zeit zu sprechen, zu handeln oder in die Stille und Ruhe zu gehen.

Eine bekannte Vorstellungshilfe ist es, einen Schritt in sich selbst zurückzutreten und die Beobachterrolle einzunehmen. Man nimmt das äußere Geschehen gleichmütig wie von einem sicheren Posten aus seinem Inneren heraus wahr. Hat man sich auf diese Weise der göttlichen Führung überantwortet, stellt man mit der Zeit fest, dass es die göttliche Kraft ist, die im Alltag durch einen handelt. Dabei werden die Dinge bestmöglich für uns und alle Beteiligten getan, sie bekommen eine neue Bewusstseinsqualität. Und genau das ist das Ziel des Integralen Yoga: Das im irdischen Milieu verankerte supramentale Bewusstsein in diese Welt und alle Aktionen hineinfließen zu lassen, um sie von innen heraus zu verwandeln. Und nicht, ihr zu entfliehen in den weißen Frieden des Nirwana. Die Erde wurde nicht ohne Grund erschaffen. 

 

Eine verbreitete Erfahrung ist der sogenannte Flow, wenn wir selbstvergessen zu unserem Tun werden. Die Arbeit wird dabei ohne Anstrengung erledigt und das Zeitgefühl entschwindet. 

"Es ist das göttliche Bewusstsein, das gerade mein Geschirr abspült ...? Unglaublich ...", staunt der Intellekt. Man kann den Händen dabei zusehen, wie sie mühelos verrichten, was wir bisher vielleicht sogar widerstrebend taten. 

Aber es erfordert Geduld und Übung, bis man an diesen Punkt kommt und den Spannungsbogen der Konzentration halten kann. Unser körperliches Gefährt ist ein Gewohnheitstier und die Macht des supramentalen Bewusstseins zuweilen übermächtig und `zermalmend´. Gerade während der körperlichen Läuterungsschübe kann es erschöpfende Phasen geben, in denen räumlicher Rückzug nötig ist, weil die erhaltene Menge der supramentalen Kraft den Körper enorm herausfordert und er Zeit zur Anpassung braucht. 

Grundsätzlich sollten wir dabei keinerlei Vorstellung oder Erwartungshaltung aufbauen, wie unser Leben oder gar das anderer auszusehen hat. Wir bieten uns dem göttlichen Bewusstsein, Sri Aurobindo oder Mutter als Werkzeug dar. Zeitliche Abfolge, Ausgang und Ergebnis liegen nicht in unserer Hand.

Das supramentale Bewusstsein führt mit einer Präzision, die unser Intellekt nicht erfassen kann. 

 

 

 Dass Gott alles gewollt und vorgesehen hat, ist kein Grund für dich, untätig dazusitzen und Seine Vorsehung abzuwarten, denn dein Tätigsein ist eine Seiner wichtigsten Vollzugskräfte. Auf denn und handle, nicht eigensüchtig, sondern als der Zeitumstand, das Werkzeug und der scheinbare Verursacher des Geschehens, das Er vorherbestimmt hat.

 

 Du hältst den Asketen in seiner Höhle oder auf seinem Berggipfel für einen Stein und Nichtstuer? Was weißt du denn? Vielleicht erfüllt er die Welt mit den mächtigen Strömen seines Willens und verändert sie durch den Druck seines Seelenzustandes. 

 

Sri Aurobindo

 

 

Meditieren, Mantras oder das Studieren spiritueller Schriften

 

Das alles sind Hilfsmittel. Viele Sucher, sei ihnen die eigene Suche schon bewusst oder nicht, nähern sich dadurch dem Göttlichen an. Nicht jeder ist von Anfang an ein Bhakti, ein Gottliebender, der sein Leben vertrauensvoll in Gottes Hände gelegt hat. Meist ist es eine Mischung aus beidem. Die Zeiten des Meditierens, Bücherstudiums oder die Beschäftigung mit Mantras vom alltäglichen Leben zu trennen, wird schnell problematisch: Die friedvolle Stille und innere Ruhe, die man dabei erfährt, kann zu einer Flucht vor den "gewöhnlichen" Anforderungen des Lebens werden, die man im Gegensatz dazu als laut, schrill und schmerzhaft entfährt. Und genau hier unterscheidet sich der Weg des Integralen Yoga von den herkömmlichen spirituellen Pfaden. Hier muss die Kraft des supramentalen Lichts in den Alltag hineingebracht werden.

Darin liegt keine besondere Mühe, es ist überhaupt nichts Besonderes oder Spektakuläres. Es ist lediglich eine kleine Verschiebung des Bewusstseins in der "Richtung" meiner Konzentration. Das Hauptproblem ist, dass man es immer wieder vergisst, weil wir darauf geeicht sind, allein auf unsere eigene Kraft zu vertrauen und uns dabei im Außen verzetteln. Das fängt schon bei der Körperhaltung an und man lernt, sich zu beobachten und die innere Haltung zu korrigieren. Das wirkt sich meist unmittelbar auf die äußere Haltung aus. Dabei ein paar Sekunden "einzufrieren" und sich wie ein Narr vorzukommen, ist nicht außergewöhnlich, denn wir werden dabei zuweilen hilfreich unterstützt. Ein durchlässiges Instrument in der Hand Gottes werden, sich bewegen lassen ...

Hilfreich ist die Vorstellung, tatsächlich ein beseelter, elastischer und fließender Zellverband zu sein.   

Worte sind problematisch ... 😀

  

Wer bereits einem spirituellen Weg folgt, wird allerdings immer wieder Phasen durchleben, in denen er scheinbar die Verbindung zum göttlichen Bewusstsein verliert. Dieser Zustand ist schmerzhaft, und wir trachten danach, diese Anbindung mit Hilfe der thematisierten Möglichkeiten schnell wieder zu erlangen. Dafür sind sie gut geeignet. Hat man sich jedoch an die Konzentration der bewussten Hingabe gewöhnt, ist es möglich, sein Leben vollkommen in einem meditativen Zustand zu verbringen. Das bedeutet, in jeder Situation und zu jeder Zeit auf das Göttliche zu "lauschen" und sich Seiner Führung gewahr zu sein – was immer sich im Außen ereignen mag. Unser seelisches Wesen wächst dadurch und kann mehr und mehr die Führung übernehmen. Es führt uns am sichersten durch alle Stürme der Transformation. 

Für sich genommen, reichen Mantras oder das Studieren spiritueller Schriften nicht aus, den Weg der Supramentalen Transformation zu gehen. Nur aus egohaften Interessen diesen Weg zu beschreiten, ist gefährlich und laut Sri Aurobindo zum Scheitern verurteilt. Das begleitende Studieren der Werke von Sri Aurobindo und Mutter dient jedoch dem Verständnis der Supramentalen Transformation. Dieser evolutionäre Schritt wird das erste Mal in der Menschheitsgeschichte unternommen und es kommt damit etwas vollkommen Neues auf uns zu.   

 

 

Liebende Hingabe ist nicht ganz erfüllt, bis sie zu Wirken und Wissen wird. Verfolgst du Gott und kannst Ihn einholen, so lass Ihn nicht los, ehe du Seine Wirklichkeit hast. Hast du Seine Wirklichkeit ergriffen, so bestehe darauf, auch Seine Gesamtheit zu haben. Das eine wird dir göttliches Wissen geben, das andere göttliches Wirken und eine freie und vollkommene Freude am Weltall.

 

Sri Aurobindo

 

 

 

 

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